Die Baladin-Interpretation des American Pale Ale: Rock'n'Roll

Artikel von Simonmattia Riva, Biersommelier

 

“Rock 'n' Roll might not solve your problems, but it does let you dance all over them/Rock 'n' Roll löst Ihre Probleme vielleicht nicht, aber Sie können überall darauf tanzen”, sagte einst Pete Townshend, Frontman und Gitarrist der bekannten Rockgruppe The Who. Mit einer anderen Überlegung, aber in gewisser Weise ergänzend, behauptet Billy Idol, "Rock ist keine Kunst, sondern die Sprache der normalen Menschen". Vielleicht nicht die eleganteste, aber mit Sicherheit echt, ohne Blatt vor dem Mund und für alle verständlich.

 

Die Entstehung von Baladin Rock'n'Roll

Von Anfang an spielten die Baladin-Biere ungewöhnliche, anspruchsvolle Musik: manchmal mittelalterliche Sinfonien oder barocke Rhythmen, andere wiederum Melodien, inspiriert von den traditionellen Klängen des Mittelmeers oder des Nahen und Mittleren Ostens, doch seit 2009, mit dem Start des Open, konnte man auch Rock zwischen den Gärtanks in Piozzo hören.


Das Bier mit der offenen, für alle erhältlichen Rezeptur, Hauptdarsteller einer denkwürdigen Auflage des Homebrewer-Wettbewerbs Una birra per l'estate (Ein Bier für den Sommer), war nämlich das erste “flüssige Kind” Teo Mussos, das eine klare Hopfenprägung aufwies und für ein Publikum im Pub und nicht für die Welt der Restaurants konzipiert war.


Open wiederum wurde die Mutter vieler Weiterentwicklungen, unter anderem des Biers Rolling Stones anlässlich der 100. Nummer der italienischen Ausgabe der berühmten (und gleichnamigen) Zeitschrift, das später – im übertragenen Sinne – zu Baladin Rock’n’Roll wurde.

Ein American Pale Ale im bissigen Look und Sound

Das Etikett ist schwarz, wie ein Großteil der Kleidungsstücke in den Schränken der Rocker auf der ganzen Welt, während der Kronkorken aus Metall, der keine ausgefeilte Zeremonie mit Entfernung des Siegellacks und des Verschlusskorkens erfordert und der meistverbreitete Bierflaschenverschluss der Welt ist, noch vor dem Öffnen explizit macht, wie sehr Rock’n’Roll eine andere Sprache spricht als seine Geschwister aus dem Hause Baladin.


Bei einem Bier, das offensichtlich aus einer musikalischen Inspiration heraus entstanden ist, kommt auch dem Gehör notwendigerweise eine Rolle zu: Das Öffnen des Baladin Rock’n’Roll generiert ein charakteristisches Geräusch, das spritziger ist, als die Brauvorschriften vorgeben.


In einem amerikanischen Pint, dem Glas, welches das American Pale Ale seit seinem Erscheinen zu Beginn der Craft-Bewegung aus Übersee begleitet, zeigt sich das ungefilterte Bier in sattem Goldgelb mit orange Reflexen mit einer natürlichen Trübung. Der üppige, schneeweiße Schaum ist kompakt, fein und lange haltbar: Die essentiellen Öle des Hopfens sind im Übrigen schaumfreundlich und unterstützen seine Stärke.

 

Ein Geschmack und ein Bouquet ganz nach Zitrusfrüchten

Die Wahrnehmung der Aromen führt unsere Nase geradewegs in eine Sinfonie von Zitrusfrüchten, unter besonderer Betonung von Orangen: In der Tat erinnert sie zunächst an die Vanilleorange mit ihrer weichen Schale, während nach einigen Sekunden im Glas die kräftigeren Sorten Tarocco und Sanguinella auftauchen. Die auf die ersten Schlucke folgenden Geruchsempfindungen gleiten hin zu noch wärmeren, geschmeidigeren Wahrnehmungen, mit einer offenkundigen Präsenz kandierter Orangenschale. Und um die Aromalandschaft noch abwechslungsreicher zu machen, treten durchdringendere, erdige Töne zutage, die an gelbe Grapefruit und Arzneiwurzeln erinnern.


Beim Antrunk die erwartete Kohlensäure und eine offenkundige würzige, fast salzige Note. Eine Geschmacksprägung, bei der die Interaktion zwischen Malz und Hopfen die Assoziation von Orangenkonfitüre auf einem Stück hausgebackenem Brot suggeriert. Im Haupttrunk dagegen verliert die malzige Süße an Intensität und weicht einer reineren Note vom Fruchtfleisch der Vanilleorange, gekrönt von einer pikanten Spitze frischen Ingwers, bevor eine neuerliche Wendung zur Orangenschale erfolgt, die klar definiert zwischen Haupttrunk und dem bitteren Nachtrunk erscheint, wie es der Stil des American Pale Ale verlangt, jedoch viel gefälliger und ohne jegliche Extreme. Der Abgang ist in der Tat zitrusartig, erinnert aber mehr an die feminine Weichheit der Orangenschale, als an die maskuline Rauheit der Hopfenzapfen, während im Nachtrunk der Duft nach Mandarine und erneut Vanilleorange heraufbeschworen wird.


Zu den besonderen Eigenschaften von Baladin Rock’n’Roll zählt, neben dem nicht zu schlanken Körper aufgrund des vorhandenen Restzuckers, der vielen Produkten aus dem Hause Baladin gemeinsam ist, die seidige, fast saftsamtige Textur, welche die Zunge umhüllt und dem Gaumen schmeichelt und so, genau wie der Körper, entscheidend dazu beiträgt, die bittere Wahrnehmung abzumildern.


Ein Rock, der seine amerikanischen Wurzeln mit der Sonne des Mittelmeers verflochten und eine sommerliche Outdoor-Location inmitten eines Orangenhains gewählt hat, um sein Konzert aus Düften und Geschmacksnoten in Szene zu setzen.