Teo Musso  

Matterino “Teo” Musso wurde am 05. März 1964 in Carrù geboren. Als jüngstes von vier Kindern wächst er in Piozzo auf, einem kleinen Dorf in den Langhe, dem er niemals den Rücken kehren wird. Teo, ein Multitalent mit grossen kommunikativen Gaben, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter einer neuen Art, Bier zu verstehen: strikt handwerklich und vorzugsweise zum Essen.

DER KONTAKT MIT DER ERDE

Mamma Maria und Papa Enrico sind Bauern, die an all ihre Kinder die Werte des Lands, der Kraft der Arbeit und der Bedeutung der eigenen Wurzeln weitergeben. Verwöhnt von seinen grösseren Geschwistern und seiner Mamma, wächst Theo frei auf und kann seiner Kreativität durch die Musik und den Geräten, um sie zu hören, freien Lauf lassen. Aber das Bier? Das kam erst durch einen Pubertätskonflikt zwischen Vater und Sohn!

Auf strenges Geheiß seines Vaters Enrico wird bei Tisch der eigene Wein getrunken, doch Teo rebelliert an einem gewissen Punkt und verlangt nach Bier: insbesondere industriell hergestelltes, geschmacklich nicht sehr interessantes Lager, aber auf jeden Fall gegen den väterlichen Willen.

LIEBE AUF DEN ERSTEN SCHLUCK

Die Wende, die dann seiner Leidenschaft für das Bier eine andere Richtung gibt, erfolgt nach einer Reihe von Lern- und Arbeitsaufenthalten in den Sommerferien bei seinem Onkel Celso, Chefpatissier im Hotel de Paris in Monte Carlo.

Teo hat die Möglichkeit, mit einer Welt bislang unbekannter Geschmacksnoten und Aromen in Kontakt zu treten und vor allem kreuzt Chimay Bleu seinen Weg. Dieses Ereignis wird sein Leben verändern, denn es zeigt ihm, dass Bier etwas anderes sein kann als das, was er bis zu diesem Augenblick zu trinken gewohnt war.

Während eines Besuchs bei Onkel Celso lernt Teo Michelle kennen, Tänzerin an der Oper Monte Carlo, und verliebt sich in sie. Aber von Piozzo wegzugehen, kommt nicht in Frage, und so gibt Michelle ihre Karriere auf, um sich in das Abenteuer Italien zu stürzen.

LE BALADIN

Doch was tun in Piozzo? Teo und Michelle beschließen, eine alte, seit Jahren geschlossene Osteria wieder zu eröffnen und in ein Pub umzuwandeln. Dort können sie ihre Leidenschaften ausleben: Musik, Theater und vor allem Bier. Teo wählt sofort 200 Marken aus ganz Europa aus und 1986 erblickt Le Baladin das Licht der Welt.

Der Name stammt aus dem Altfranzösischen und bedeutet Bänkelsänger. Inspiriert wurde Teo dazu durch einen Wanderzirkus mit Straßenartisten, den Cirque Bidon, von dem er so fasziniert ist, dass er mit ihm ein paar Monate lang durch die Lande zieht.

All das ist aber erst der Beginn des Abenteuers: Tatsächlich braucht es einige Reisen Teos nach Belgien, bis er 1996 mit dem Bierbrauen beginnen kann.

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND EMOTION

Um seine Kenntnisse über das sagenumwobene Gebräu zu vertiefen, beschließt Teo, eine Zeitlang in Belgien zu verbringen, wo er zuerst mit dem Brauingenieur der Brasserie d’Achouffe, Christian Vanhaverbeke, zusammenarbeitet. Dort lernt er, Bier handwerklich, aber unter größerem Einbezug der Technik zu brauen. Dann lernt er durch Nora – seine neue Lebensgefährtin – Jean-Luis Dits von der Brasserie à Vapeur kennen, dessen Ansatz der Bierherstellung mehr mit Philosophie und Emotionen verbunden ist. Zwei Visionen, die Teo verinnerlicht und die ihn von nun an immer in seiner Art des Biermachens begleiten werden.

Nach der Rückkehr nach Italien nimmt Teo eine Garage neben dem Pub in Beschlag und schafft so den ersten Produktionsraum für sein Baladin. Die Anlage wird in Belgien mit Jean-Luis gebaut unter Verwendung von ursprünglich für die Milchverarbeitung genutzten Kesseln.

1996 öffnet er die Tore seines neuen Brewpubs in Piozzo: Le Baladin.

DAS ERSTE BIER AUS PIOZZO

Zunächst braut er zwei Biere: Blonde und Amber. Teo beschließt, die 200 Marken von der Liste zu streichen und nur seine zwei Schöpfungen anzubieten. Das Ergebnis? Die Gäste bleiben weg. Teo gibt sich nicht geschlagen und macht weiter in dem Bewusstsein, dass es schwierig werden würde, den Leuten dieses neue Produkt näher zu bringen. Wir standen erst am Anfang der Geschichte des handgebrauten Biers in Italien.

Aber wie das Bier aus Piozzo in aller Munde bringen? Indem er es in Flaschen abfüllt, damit es nicht nur im Pub, sondern auch im übrigen Italien verkauft werden kann. Und so beschließt Teo, das legendäre Super an den Start zu bringen.

INNOVATIV IN INHALT UND FORM

Vielleicht ist Teo Musso von Natur aus ein Marketingtalent: Das sehen wir an der Wahl der Verpackung, der Identifizierung einer einzigen Marke mit einem aus dem Stegreif geschaffenen Charakter und auch an der Idee, ein Probepaket mit seinen zwei Flaschenbieren (Super und Isaac) an 500 Restaurants in Italien zu schicken, die er aus einem Slow Food-Führer ausgewählt hat.

Der Gedanke, Bier als Alternative zum typisch italienischen Wein zum Essen zu servieren, war verrückt, aber nach und nach ging es aufwärts. Nach dem Erfolg der ersten Probesendung begann der Umsatz zu steigen, aber das Problem bestand darin, dass das Bier in der Küche von den Chefs getrunken und nicht im Restaurant serviert wurde.

Enttäuscht und entmutigt? Nein! Beharrlich aus tiefster Seele, schafft Teo die Voraussetzungen für ein Medieninteresse bei Presse und Fernsehen. Dies sorgt für einen Aufschwung und erneute Glaubwürdigkeit auch außerhalb der örtlichen Grenzen und passionierten Super-Bierexperten. Jahre später wird ihm sogar der Gigant Carlsberg für seinen Beitrag zur Verbreitung der Bierkultur im Welt der Gastronomie und Restauration einen heißbegehrten Preis verleihen.

DURCHHALTEN UND NIEMALS AUFGEBEN

Trotz seines visionären Geistes hat Teo Musso ein sehr klares, nüchternes Verhältnis zur Technik. Die Produktion im Brewpub war so gewachsen, dass nicht mehr genug Platz für einen angemessenen Gärkeller vorhanden war. Also hat er die Idee, einen ehemaligen Hühnerstall im Besitz von Teos Eltern zu einem Keller umzubauen. Doch wie soll die Bierwürze dort hinkommen? Ein gerade eröffnetes Brewpub hätte man nicht verlegen können, alle Kommunikationsmaßnahmen wären umsonst gewesen.

Die Vorschrift, die Würze mit einer direkten Leitung von der Brauerei in den Keller zu transportieren, bringt Teo Musso auf die Idee, Stahlleitungen zu planen, welche die Temperaturschwankungen durch die Würze aushalten können. Die Hauptstraße von Piozzo wird aufgegraben, um Platz für eine regelrechte Bierleitung zu schaffen.

BIERHERSTELLUNG UND BIERKULTUR

Es geht schnell voran und die Produktion wächst: Die kleine Anlage will modernisiert, ja ersetzt werden. Die Zeit ist reif, um alles in den nunmehr ehemaligen Hühnerstall zu verlegen, und so geschieht es auch.

So viele Biere werden kreiert, alle obergärig und mit vielfältigen Seelen, verbunden durch die ständige Suche nach Ausgewogenheit der verwendeten Rohstoffe, um köstliche Geschmacksnoten zu erschaffen, die einfach mit den Speisen kombiniert werden können. Teo ist klar, dass seine und andere Brauereien nur wachsen können, wenn handgebrautes Bier bekannter wird. Also werden starke Botschaften entwickelt zu Themen, die viele ansprechen, wie Bier aus landwirtschaftlicher Herstellung – daher unser Mantra - Perché la birra è terra (Weil Bier Erde ist). Ein schwieriges Thema, mit dem wir noch stärker in die vom Wein beherrschte italienische Gastrolandschaft vordringen müssen.

Für den Verkauf des Produkts gründet Teo die Vertriebsgesellschaft Selezione Baladin, die den gesamten Verkauf des Biers und der anderen Produkte des Baladin-Katalogs managt.

Von Anfang kreuzt ein Name häufig Teos Weg: Lorenzo Dabove, Künstlername Kuaska. Der große Bierkenner und weltweit bekannte Bierverkoster entdeckt zu Beginn seiner Tätigkeit den jungen Mann aus Piozzo und schafft mit ihm zusammen Jahre später, das TeKu™: Das erste Glas für die Verkostung handwerklich gebrauten Biers.

ORTE, REISEN UND NEUE REZEPTE

Inzwischen entsteht Casa Baladin, ein Bier-Restaurant mit Gästezimmern, in dem ein großartiger Küchenchef mit seiner Auswahl konkret unter Beweis stellt, was das Konzept der Kombination von Bier und Speisen bedeutet. Der renommierte Führer Gambero Rosso “Ristoranti d’Italia 2013” verleiht ihm drei Gläser: die erste Anerkennung für ein Restaurant, das zum Essen ausschließlich Bier anbietet.

Der Betrieb wächst, mit seinen Lurisia-Bieren schafft Teo sich einen Konkurrenten im eigenen Haus und es wächst auch das Bedürfnis, noch mehr über die Welt des in Italien handwerklich gebrauten Biers zu kommunizieren. Und so entsteht Open, das erste Open Source Bier mit im Internet verbreiteten Rezept. In der Folge wird das Open-Projekt auch auf die Lokale ausgedehnt: zunächst Open Cinzano (nach der Eröffnung von Open Baladin Cuneo nun geschlossen), das entstand, um die Bierkultur mit dem Angebot von 100 italienischen Brauereien (Baladin und anderen) weiter zu verbreiten. Dann das zweite Lokal, Open Baladin Rom, ein echter Bezugspunkt für die Fans und vor allem ein Zentrum der italienischen und internationalen Bierkultur. Open Baladin Turin und Cuneo folgen.

Es sind Jahre großer, hektischer Entwicklungen, doch Teos Herz bleibt dem Bier verbunden. Diese Liebe führt zu einem Versuchslabor mit der Kreation der "Sofa-Biere" Birre da divano, den Barley Wines aus dem Hause Baladin, darunter die legendären, mehrfach prämierten Xyauyù Biere. 1997 beginnt Teo mit dem Herumexperimentieren, aber bis zur ersten Produktion sollte es gut acht Jahre dauern. In der Tat wurde 2003 das erste Xyauyù für den Verkauf produziert und erst zwei Jahre später 2005 auf den Markt gebracht.

Inzwischen beginnt Farinetti über sein Projekt Eataly nachzudenken und Teo wird eingeladen, Teil des engen Arbeitskreises zu werden, der konkrete Vorschläge für einen Leuchtturm der Gastronomie und italienischen kulinarischen Kultur ausarbeiten soll. Oscar und Teo entdecken sofort eine große Ähnlichkeit in ihrem Denken und ihren Visionen, aus der eine echte Freundschaft wird. Die Voraussetzungen für gemeinsame neue Wege bei der Verbreitung des guten italienischen Biergenusses sind geschaffen. Das Projekt Birreria ist geboren mit dem Ziel, in einigen Eataly-Häusern Brewpubs einzurichten, zuallererst im legendären Eataly New York.

Die Brauerei zieht einige Kilometer weiter in ein viel größeres Gebäude um, das heute sonntags besichtigt werden kann. Der mittlerweile zu klein gewordene Hühnerstall bekommt eine neue Bestimmung: Er wird zur Cantina Baladin. Hier werden Spezialbiere verfeinert: die Xyauyù-Sorten und die beiden der Welt des Weins gewidmeten Biere – Terre und Lune – die in Barrique-Fässern ruhen, die Teo von etlichen großen italienischen Weinerzeugern geschenkt bekam.

Ebenfalls in dieser Zeit entstehen die Baladin Cafés, kleine Lokale, die dem Baladin-Geschmack in jeder Hinsicht Ausdruck verleihen: das erste in Saluzzo und das zweite in Cuneo, das später zum L’Altro Baladin wurde. Und dann Turin mit dem wunderbaren Petit Baladin im Stil der 50er Jahre.

Diese Lokale werden immer mehr, um eine direkte Verbindung mit der Öffentlichkeit zu schaffen, die Brauphilosophie bekannter zu machen und die Reaktionen bei der Einführung neuer Produkte oder Neuinterpretationen klassischer Produkte zu verstehen. So entstehen Baladin Bologna, Baladin Mailand, Baladin Jesolo La Guinguette, Baladin Cortemilia, Baladin Caselle Aeroporto, L’Altro Baladin, das Brewpub Baladin im großen FICO Eataly World Themenpark in Bologna.

Im Ausland drei besondere Orte: Ryad Baladin in Essaouira, wo sich heute auch ein Pasta-Lokal (Pasta Baladin Essaouira) befindet, und Baladin Sansibar, ein kleines Resort, ein wahres Juwel auf einer der schönsten Inseln Afrikas.

Der provozierende Geist Teo Mussos ist nie zum Stillstand gekommen und auch heute noch spendet er der ganzen Baladin-Welt Lebensenergie. Musik, didaktische Projekte, Gastronomieprodukte, Forschung und Entwicklung … das sind nur einige der innovativen Komponenten, die das Unternehmen Baladin von heute, aber vor allem von morgen darstellen.